Idee zur Realisierung 2016-2019

Seit 2013 wohnen wir im Norden von Zürich, nur 100 Meter vom Stadtrand entfernt, und haben dadurch einen relativ dunklen Nachthimmel. Zum beobachten der Sterne fuhren wir bisher gelegentlich etwa 45 Minuten mit dem Auto nach Gfell/Sternenberg. Dort ist der Himmel noch etwas dunkler und man sieht problemlos die Milchstrasse. An unserem Wohnort ist das nur bedingt und selten möglich. Doch mit dem Aufwand steigt der Anspruch an den Himmel und dadurch wurden die Fahrten auch immer seltener.

Am Haus angebaut, befand sich ein Schopf der nur als Stauraum benutzt wurde.

Der alte Schopf… ohne Isolierung diente er nur zur Lagerung von Gartengeräten.

Entgegen meinen Erwartungen war es aber im Schatten des Schopfes noch möglich schöne Astrobilder zu machen. Die Strassenlaternen sind natürlich trotzdem ein grosses Problem, das durch den Einsatz von Schmalbandfiltern nur ungenügend gelöst werden kann.

Schnell entstand die Idee, mehr aus dem Schopf zu machen. Ein Wintergarten? Oder ein Gästezimmer? Gerade für Gäste war der Platz im Haus knapp. Es gibt kein geeignetes, abgetrenntes Zimmer. Im Jahr 2016 wurden die Pläne konkreter und wir wollten unsere Möglichkeiten von einer Architektin prüfen lassen. Zudem kam bei mir der Wunsch auf: also wenn schon Geld in den Anbau investieren, dann sollte doch auch eine kleine Sternwarte auf dem Dach Platz finden. Und vielleicht noch ein kleiner Arbeitsraum für die Fernsteuerung? Alles das sollte auf dem Flachdach des neuen Anbaus Platz finden.

Der erste Plan im November 2016 sah noch sehr primitiv aus und wurde schnell von der Architektin verworfen. Die Sternwarte sieht aus, als ob sie noch nicht gelandet wäre… Das kriegen wir so nicht genehmigt!

Wegen dem Streulicht kam eigentlich nur eine drehbare Kuppel in Frage, die neben den Strassenlaternen auch vor Wind und Tau schützen sollte. Doch so eine Kuppel gibt es nur bei wenigen Herstellern. Nach einigen Vergleichen, stellten sich die von „Baader Planetarium“ hergestellten Kuppeln als die bestmögliche Variante heraus. Andere Kuppeln sind zwar günstiger, jedoch sind sie nicht thermisch isoliert und nicht schon für die Integration mit den Teleskopmontierungen von 10Micron vorbereitet.

Zu unserem Erstaunen ging die Baueingabe problemlos durch – lediglich der Ausgang über eine Dachgaubentür auf das Flachdach fand keine Gegenliebe bei dem zuständigen Ämtern. Nach einigem hin und her ging es dann aber doch und wir erhielten mit dem Bauentscheid vom Juli 2017 grünes Licht.

Februar 2018
Der Abriss des alten Schopfes ging noch in Eigenregie. Es ist erstaunlich, was man mit einer Brechstange vom Typ „Grizzly“ anstellen kann.

Der alte Schopf wird abgebaut
Und am Ende steht nur noch das Streifenfundament, der alte Stromkasten.

April 2018
Der Stromanschluss wird neu verlegt. Den Graben haben wir mit Freunden selbst ausgehoben, aber den Stromanschluss haben natürlich die Profis vom EWZ und unser Stromer verlegt.

Mai 2018
Für das Fundament werden spezielle „Tatzen“ gegraben – in jeder Ecke eine und eine fünfte genau unter dem Teleskop. Sie sind jeweils etwa 2m tief und ca. 1x1m gross.

Anschliessend werden die Tatzen mit Beton gefüllt und ein Streifenfundament darauf gesetzt. Das Teleskop steht später auf dem Streifenfundament in der Mitte, welches auf den Tatzen abgestützt ist.

Die Zwischenräume im Streifenfundament werden mit Split gefüllt und verdichtet. Anschliessend wird die Bodenplatte aufgebaut.

Juni 2018
Beton hat einen Nachteil: es überträgt Schwingungen. Ein Holzbau würde Schwingungen dämpfen, ist aber nicht stabil genug. Deshalb werden die stützenden Wände aus Backsteinen und Mörtel gebaut, insbesondere auch die Mauer die direkt unter der Säule verläuft. Sie ist L-förmig und sorgt so für zusätzliche Stabilität.

Bei der Decke, bzw. dem Flachdach wiederholt sich das Spiel.

Juli 2018
Der vom Zimmermann konstruierte und im Auftrag auf CNC Maschinen hergestellte Unterbau, wird halb zusammengebaut auf das Dach gestellt.

Der Betonsockel für die Teleskopsäule wird ebenfalls gegossen, aber ohne Armierung. Der Sockel ist gegen Süden ausgerichtet und 12 cm aus der Kuppelmitte nach Süden versetzt. Die genaue Positionierung hat nicht nur bei mir Kopfzerbrechen verursacht. Zur Kontrolle habe ich mit Stellarium den Zeitpunkt bestimmt, wann die Sonne exakt im Westen steht. Mit dem Schatten von einem Lot konnte ich den Grundriss der Säule präzise einzeichen. Wie man unschwer erkennen kann, ist die Abweichung minimal.

Februar 2019
Die Lieferung der Kuppel erfolgte recht kompakt mit einem Sprinter und wurde mit dem Kran auf das Flachdach transportiert.

Die Montage der Kuppel erfolgte auf einem speziell entwickelten Trägersystem 😉

Auch die Kuppel lernt fliegen und wird präzise auf den Unterbau gesetzt.

Aufbau und Justage der Kuppel war in nur 1½ Tagen erledigt. Fertigstellung der Sternwarte: 8. Februar 2019. Planung: etwas über ein Jahr, Bauzeit: 1 Jahr.